Ausbildung zum Resilienzmanager KRITIS (IfVS) bei der Bayerischen Polizei

15.04.2025

Im Rahmen des Programms REKIS (Resilienz Kritischer Infrastrukturen) der Bayerischen Polizei hat das Institut für Vernetzte Sicherheit (IfVS) am Fortbildungsinstitut der Bayerischen Polizei in Ainring mehrere Dienststellenleiter zu Resilienzmanagern KRITIS (IfVS) ausgebildet.
Diese Multiplikatorenausbildung befähigt die Teilnehmenden dazu, in ihrem eigenen Verantwortungsbereich schlagkräftige Strukturen zu schaffen, die geeignet sind, die persönliche und organisationale Resilienz im Hinblick auf einen naturkatastrophen- aber auch sabotagebedingten Ausfall der Kritischen Infrastrukturen (KRITIS) zu stärken. Resilienz bildet in Szenarien mit Eigenbetroffenheit die Basis der behördlichen Handlungsfähigkeit und eröffnet damit überhaupt erst die Möglichkeit, für Sicherheit sorgen bzw. den Schutz KRITIS (Kritischer Infrastrukturen) gewährleisten zu können. Kurz gesagt: Struktur schafft Resilienz und Resilienz schafft Sicherheit. Diese Formel gilt in gleicher Weise für die Wiederherstellung der Versorgungssicherheit durch die Betreiber der Kritischen Infrastrukturen, die im Zuge eines ganzheitlichen Ansatzes in nahezu identischen Kursen für die effektive und insbesondere effiziente Umsetzung der sich aus dem KRITIS-Dachgesetz ergebenden Anforderungen geschult werden. Der Schutz KRITIS stellt eine Gemeinschaftsaufgabe dar, zu deren Bewältigung es einer Vernetzten Gefahrenabwehr bedarf.
Besonders in Fällen, in welchen sich unsere Kritischen Infrastrukturen im Fadenkreuz terroristischer oder hybrider Angriffe (im Zuge von New Generation Warfare (NGW)) befinden, hängt die Wiederherstellung der Versorgungssicherheit ganz wesentlich vom Funktionieren der Vernetzten Gefahrenabwehr ab, in dessen Konzert die polizeiliche Gefahrenabwehr ein wichtiges Instrument darstellt. Vernetzte Gefahrenabwehr erfordert weitaus mehr als die reibungslose Zusammenarbeit an den Schnittstellen von polizeilicher und nicht-polizeilicher Gefahrenabwehr. Die Bewältigung derartiger Szenarien ist ohne eine eingespielte Zusammenarbeit mit den Katastrophenschutzbehörden, den Betreibern der Kritischen Infrastrukturen, den kommunalen  Sicherheitsbehörden und mit der Bevölkerung, insbesondere den vulnerablen Gruppen, von vorneherein zum Scheitern verurteilt. Dieser orchestrierte, ganzheitliche Ansatz (Comprehensive Approach) wurde im Zuge des Lehrgangs zum Resilienzmanager KRITIS ebenso vermittelt, wie wichtige Schnittstellenthemen, darunter Resilienz und Schutz von Lieferketten, Maßnahmen zur effizienten Umsetzung der Bestimmungen des KRITIS-Dachgesetzes und der NIS2-Richtlinie, praktische Durchführung von Risikoanalyse, Risikobewertung sowie die darauf basierende Entwicklung und Implementierung von Resilienz- und Notbetriebsmaßnahmen in Behörden und Unternehmen.
Der Schutz Kritischer Infrastrukturen bildet, wie ein Blick in die Ukraine zeigt, zudem das Rückgrat der Zivilen Verteidigung und zählt damit zu den Hauptaufgabenfeldern der Zivil-Militärischen-Zusammenarbeit (ZMZ).

 

Im Mittelpunkt der Ausbildung standen die Besonderheiten im Risiko- und Krisenmanagement komplexer Szenarien. Sowohl in den Phasen der Prävention, der Vorbereitung als auch der Bewältigung erfordern komplexe Szenarien spezielle Maßnahmen. Unter Berücksichtigung dieser Spezifika wurde praxisnah vermittelt, wie Strukturelemente der Gefahrenabwehr resilient aufgestellt und in die Performing-Phase gebracht werden können. Eine schlagkräftige Besondere Aufbauorganisation (BAO) bildet zweckmäßigerweise nicht nur das Schlüsselinstrument einer erfolgreichen Ereignisbewältigung sondern in der Vorbereitungsphase auch das  Entscheidungsgremium, welchem die Aufgabe zufällt, die Gefahrenabwehr zur Bewältigung  komplexer Lagen zu befähigen. Straff moderierte Krisensimulationen auf Basis eines All-Gefahrenansatzes sind geeignet, Schwachstellen aufzudecken, die durch Resilienzmaßnahmen zu schließen sind.
Die Durchführung einer Krisensimulation Blackout, wie sie mittlerweile auch Bestandteil der Ausbildung an der Führungsakademie der Bundeswehr ist, vermittelte den Teilnehmenden sowohl das Thema Gamification von Ausbildungsinhalten, als auch die Anatomie komplexer Krisen. Beides sind im Hinblick auf die Nachwuchsgewinnung bzw. -schulung unverzichtbare Elemente. Ein vom Institut für Vernetze Sicherheit eigens für diese Simulation entwickeltes Handlungstraining ist speziell darauf gerichtet, die Kernprozesse der Stabsarbeit auf spielerische Weise zu erlernen.
Wesentlicher Schlüsselfaktor der Resilienz einer Organisation ist der Mensch. Von daher ist die Umsetzung von Resilienzmaßnahmen auf Ebene der Mitarbeiter und deren Familien als strukturbildende Maßnahme essenziell. Anhand eines Workshops, der 1:1 in die eigene Organisation übernommen werden kann, wurde den Teilnehmenden aufgezeigt, wie sie ihre Mitarbeiter in sämtlichen Sicherheitsbelangen zu zuverlässigen Partnern und damit zu einer „First Line of Defense“ machen können.
Ein weiterer Ausbildungsinhalt war die Risiko- und Krisenkommunikation. Ohne eine begleitende Risikokommunikationsstrategie ist der nachhaltige Aufbau resilienter Strukturen bereits von vorneherein zum Scheitern verurteilt. Wie Risikokommunikationsstrategien in der Praxis, basierend auf acht Bausteinen, auszugestalten sind, war vor diesem Hintergrund ein unverzichtbarer Ausbildungsbestandteil – denn resiliente Strukturen können ausschließlich von risikomündigem Personal geschaffen werden. Risikomündigkeit kann sich jedoch nur dann entwickeln, wenn der Mitarbeiter die Kausalketten, die zu komplexen Krisen führen, verstanden hat, einen Kriseneintritt für wahrscheinlich erachtet und zudem eine emotionale Betroffenheit verspürt. Mit anderen Worten: Nur wer ein Szenario für denkbar aber auch für wahrscheinlich hält und sich persönlich davon betroffen fühlt, entwickelt eine intrinsische Motivation zum Handeln. Dass aus einem „gesagt“ ein „gehört“ und einem „gehört“ ein „verstanden“ und einem „verstanden“ ein „einverstanden“ wird, ist somit die Kernaufgabe, welche die Risikokommunikation zu erfüllen hat.

 

Sämtliche Ausbildungsinhalte wurden von den Kursteilnehmern erfolgreich durchlaufen.
Wir gratulieren allen Teilnehmenden zur bestandenen Prüfung zum Resilienzmanager KRITIS und freuen uns darauf, Sie bei der praktischen Umsetzung des Gelernten durch unsere Community of Practice „Schutz KRITIS“ weiter zu begleiten.
Die Begleitung der Lösung von Herausforderungen im Sicherheitsmanagement ist ein Service, welchen das Institut für Vernetze Sicherheit in seinem Bestreben, die gesamtstaatliche Resilienz zu stärken, kostenfrei anbietet.

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